Samstag, 6. Dezember 2008

Die sozialen Bewegungen fordern mehr Gerechtigkeit in den Klimaverhandlungen

Auf den Fluren sitzen sie und diskutieren in kleinen Grüppchen. Viele sind zum ersten Mal hier, sie versuchen, die Prozessdynamik zu erfassen, um Einfluss nehmen zu können. In „Side-events“ präsentieren indigene Völker, soziale Bewegungen, Gewerkschaften, Umweltverbände, Entwicklungsorganisationen, Frauennetzwerke ihre Standpunkte und Forderungen. Viele repräsentieren Gruppen, die bereits heute vom Klimawandel betroffen sind. Sie tragen traditionelle Tracht, wie ein junger Massai, um darauf aufmerksam zu machen, dass hier Entscheidungen getroffen werden, die ihr Leben beeinflusst. Es werden immer mehr. Kampagnen werden ins Leben gerufen. Auf dem Baligipfel hat sich die globale Kampagne „climate justice now“ gegründet. Gestern riefen die protestantischen Hilfswerke in Europa zum „Countdown to CO2PENHAGEN“ auf, morgen werden 170 katholische karitative Organisationen ihre Kampagne ausrufen.

Auf ihrem „Equity“ Gipfel haben Mitglieder des weltweiten Klimanetzwerks CAN und zivilgesellschaftliche Vertreter im Oktober 2008 im indischen Chennai über die Spaltungen und Unterschiede zwischen den sozialen Bewegungen und über gemeinsame Ziele diskutiert. Weitgehende Übereinstimmung haben sie bei dem Ziel von maximal 2°C Erwärmung, der gemeinsamen und unterschiedlichen Verantwortung für den Klimawandel, der Anerkennung des Rechts auf Entwicklung, die Verfolgung einer Politik, die den Menschen in den Mittelpunkt stellt, die Notwendigkeit von Technologie- und Finanztransfer, die Dringlichkeit bei der Verfolgung ehrgeiziger Ziele bei der Minderung von Emissionen wie auch bei der Anpassung an den Klimawandel. Uneinigkeit bestand vor allem darin, ob man Marktkräfte einbeziehen sollte und wie der gemeinsame Weg aussieht. Die empfundene Solidarität war eine treibende Kraft und man wollte an einer vertieften politischen Analyse gemeinsam weiterarbeiten und die Dezentralisierung und Bildung von Kapazitäten in den Regionen vorantreiben. Valentin Bartha berichtet, dass die lateinamerikanischen Bewegungen offen sind, verschiedene Ansichten in ihre Bewegung zu integrieren, sie halten es für wichtig, die soziale Dimension in die Klimadiskussion einzubringen. CAN will eine Strategie verfolgen, die die Forderung nach „Equity“ zum Kern hat und sich für ein gerechtes globales Abkommen für die Zeit nach 2012 einsetzen. Thomas Athanasio stellt fest, dass man als „Community“ in einem gemeinsamen Lernprozess vorangekommen ist. Die Frage bleibt nur, ob die „Community“ schnell genug lernen kann. Diese Frage müssen sich alle stellen, die Klimapolitik gestalten.

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